Hawaii Quali beim IRONMAN Frankfurt

Nach 8 monatiger, intensiver Vorbereitung auf den IRONMAN Frankfurt war es Ende Juni soweit. Mein vorläufiges Jahreshighlight stand vor der Tür. Die Anreise und Tage vor dem Wettkampf verliefen unspektakulär, so dass dem großen Rennen in der Mainmetropole nichts mehr im Wege stand. 

Startschuss war für mich und knapp 3000 weitere Altersklassenathleten um 06:35 Uhr. Im Rolling Start ging es auf zwei Runden durch den Langener Waldsee. Von Anfang an konnte ich mein Tempo schwimmen und fand immer wieder gute Beine, an denen ich im Wasserschatten ein paar Kräfte sparen konnte. Nach der erste Runde war ich auf Kurs und guter Dinge, meine Zielzeit von unter einer Stunde zu erreichen. Auch in der zweiten Runde kam ich gut voran und konnte den Schwimmpart nach 58:17 Minuten beenden. Zufrieden und voller Vorfreude auf meine Paradedisziplin, das Radfahren machte ich mich auf den Weg in T1. 

Angestachelt von den vielen Zuschauern ging es vom See in die Innenstadt auf die erste von zwei Radrunden. Schon bald formierte sich um mich herum eine 5 Mann Gruppe, in der ich bis zum Schluss sein sollte. Die Radstrecke war nichts besonderes, wellig aber dennoch recht schnell. Die vielen Hotspots in Dörfern und Ortschaften waren zusätzliche Motivation und so ging es mit hohem Tempo von Kilometer zu Kilometer. Häufig begleitet von Referees auf Motorrädern arbeiteten wir uns Stück vor Stück voran. Die Gruppe blieb bis km 170 beisammen und erst auf den letzten Kilometern platzte der ein oder andere Athlet heraus. So auch ich. Wie schon in den Rennen zuvor hatte ich das ein oder andere Verpflegungsproblem. Nichtsdestotrotz stellte ich mein Rad nach 4:46 Stunden in T2 ab. Das hohe Tempo auf dem Rad bescherte mir nun den zwischenzeitlichen Platz 10 in meiner Altersklasse. 

Beim letzten Wechsel ließ ich mir bewusst Zeit. Nachdem ich zu allem Überfluss beim Radfahren Teile meiner Salzverpflegung verloren hatte, galt es dieses Defizit nun wieder auszugleichen. Der anstehende Marathon war der letzte Teil meiner langen Reise an diesem Tag. Die ersten Kilometer versuchte ich bewusst defensiv anzulaufen. Gar nicht so einfach bei diesen Zuschauermassen. Die erste von vier Laufrunden lief richtig gut. Bis auf einen kurzen Dixiestop konnte ich alle Kilometer in meinem angestrebten Marathontempo laufen. Auch die durchgegebenen Zwischenzeiten und Platzierungen von meiner Familie und Coach Lubos waren zufriedenstellend. Guter Dinge ging die "Reise" weiter. Der Kona Slot vor Augen! Die zweite Runde wurde etwas langsamer aber noch immer alles im grünen Bereich. Ich weiß nicht was passiert ist, aber in Runde drei legte sich der Schalter in die andere Richtung um. War es ein Mix aus Selbstzweifeln bzgl. der starken Konkurrenz und meiner abermals schwierigen Situation mit der Verpflegung? Mein Tempo sank und ich sah alle Felle davonschwimmen. Kein Kona, keine Reise im Oktober - alles für die Katz. Es dürfte Kilometer 33 oder 34 gewesen sein. Christina, meine Frau informierte mich, dass ich nun auf Platz 16 abgerutscht sei, aber noch alles möglich ist. Wütend auf mich selbst sammelte ich all die verbliebene Energie, packte mich an meiner Ehre und führte einen kurzen aber harten Dialog mit mir selbst. Von da an wendete sich das Blatt wieder. Die letzten 8 Kilometer konnte ich an Tempo zulegen. Fast so schnell wie auf der ersten Runde. In der Zwischenzeit hatte ich mir bei den Verpflegungsstationen alles was ich in die Hände bekam gegriffen, um die letzten Kilometer so schnell wie möglich zu bewältigen. Nach fast 9 Stunden Renndauer nun mit deutlichen Schmerzen und Verschleißerscheinungen aber mein Wille war ungebrochen. Wir müssen dieses Jahr nach Hawaii!

Völlig ausgepowert und total am Ende erreichte ich nach 09:09:34 Stunden den Zielkanal am Römer. Frenetisch empfangen von meiner Familie, meiner Frau und unserem kleinen Sohn Felix und vielen vielen Zuschauern sackte ich im Ziel zusammen. Seit 6 Jahren mache ich Triathlon, aber noch nie bin bzw. musste ich so an meine Grenzen gehen. Mit meiner abschließenden Marathonzeit von 03:15 Stunden war ich natürlich alles andere als zufrieden, aber der Kampf und die Aufopferung in der letzten halben Rennstunde entschädigten vieles. 

Meine Altersklasse war unglaublich umkämpft. Ein solch starkes Niveau habe ich selten erlebt. Sicher, wir waren hier bei der Europameisterschaft in dem größten IRONMAN Rennen Europas, aber dass sich so viele gute Athleten um mich rum tümmeln würden, damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Das zeigt auch mein Gesamtergebnis: Ich wurde 30. Amateur von knapp 3000 Teilnehmern. Aber "nur" 14. in meiner Altersklasse M 35-39. Die Tatsache, dass schon einige die Quali für Hawaii hatten beruhigte mich im Hinblick auf die anstehende Slotvergabe am darauffolgenden Tag. Mit großer Erleichterung und Genugtuung nahm ich das 5. von 7. Tickets Richtung Hawaii. All die vielen Trainingsstunden, all die Energie und Aufopferung für diesen wunderbaren Sport hatten sich gelohnt. Bereits nach meinem ersten Qualiversuch habe ich es nun geschafft. Gemeinsam mit meiner Frau Christina und unserem Sohn Felix geht es bereits Ende September Richtung Kailua-Kona: 

Zur IRONMAN WELTMEISTERSCHAFT 2022!!!